Leistungssport
WM-Bronze für Lars Rokitta
„Ping Pong Parkinson“: Doppel-Funktion als Spieler und Teamleiter Deutschlands für Eystruper.
| TTVN | Matthias Brosch (Die Harke)
Lars Rokitta (56) aus Eystrup hat bei seiner zweiten Teilnahme an der Tischtennis-Weltmeisterschaft für Menschen mit Parkinson wieder eine Medaille eingefahren. Im kroatischen Pula gab es Bronze an der Seite von Christopher Toetz aus Hamburg. Bei allem Ehrgeiz: Der Sport und das Abschneiden sind für ihn und die anderen vor allem ein Teil einer physikalischen Therapie, die ihnen bei der Bewältigung der Erkrankung hilft.
165 Aktive aus insgesamt 19 Nationen – das Feld der dritten Auflage der Parkinson-WM fiel nach den Turnieren in den USA und Deutschland (61 beziehungsweise 130 Teilnehmende) größer und leistungsstärker aus. Lars Rokitta fungierte neben seiner Rolle als Spieler zusätzlich als Teamleiter der deutschen über 50-köpfigen Auswahl, die im Verein „Ping Pong Parkinson“ organisiert fünf Tage lang in Kroatien antrat. Dank seines Engagements gab es eine Unterstützung durch den Tischtennis-Ausstatter Contra, der diesmal und auch zukünftig Gewo-Equipment zur Verfügung stellt.
Während des Weltmeisterschaftsturniers raubte die Doppel-Funktion ihm im Rückblick etwas Konzentration. „Aber ich habe es gern gemacht, um ,Ping Pong Parkinson‘ weiter voranzubringen“, sagt Lars Rokitta, der auf der Reise von seiner Frau Katrin und Bruder Jens begleitet wurde. Ebenfalls dabei war sein Eystruper Vereinstrainer und Spartenleiter Christian Kautz. Im Betreuungsstab des deutschen Teams war mit Holger Broschwitz, der in Sande lebt, als Physiotherapeut eine weitere Person aus der Samtgemeinde Grafschaft Hoya im Einsatz.
Im Doppel-Wettbewerb der Parkinson-WM machten sich an der Seite von Christopher Toetz die gemeinsamen Trainingslagereinheiten in Eystrup und Hamburg bemerkbar. Im Mixed trat Lars Rokitta mit der Schwedin Cecilia Hiort an, die ihre gemeinsame Teilnahme bei den Portugal Open vereinbart hatten, „wir sind sang- und klanglos ausgeschieden, aber das störte überhaupt nicht“ – vor einem Jahr holte der Nordkreisler an der Seite von Petra Scheurig (Köln), die diesmal nicht antrat, die Goldmedaille.
Im Einzel verpasste Lars Rokitta in der Vorrunde das Weiterkommen. Dabei führte der 56-Jährige gegen den Portugiesen Barao Cardadeiro bereits mit 2:0 nach Sätzen. Dafür ging es in der Trostrunde erfolgreich weiter, die er mit einem abschließenden 3:1 gegen seinen Doppelpartner Christopher Toetz abschloss. Platz 13 stellte einen schönen Trost dar, zumal er nur auf Position 22 gesetzt war. „Wenn ich in die Hauptrunde gekommen wäre, hätte ich gegen den späteren Weltmeister antreten müssen. Da wäre ich chancenlos gewesen.“ Ilya Rozenblat aus den USA hieß der Sieger.
„Der Zusammenhalt und der tolle Austausch untereinander haben mir am Besten gefallen und steht für mich über dem sportlichen Erfolg“, sagt Lars Rokitta. Enttäuschend fand er, dass nicht die Nationalhymnen gespielt wurden: „Wir Parkies kämpfen jeden Tag mit unserem Körper. Einige auch mit Depression. Da wäre es aus meiner Sicht sehr schön gewesen, den Spielern und Spielerinnen auf dem Treppchen, ein wenig mehr Respekt entgegenzubringen.“
Seit 2015 weiß Lars Rokitta um seine Parkinson-Erkrankung, die langsam fortschreitet, aber im Vergleich zu anderen Verläufen ihn weniger stark beeinträchtige. Der Eystruper leidet an keinem Tremor, der durch Zittern gekennzeichnet ist. Ihn überfällt dafür eine Steifigkeit im gesamten Körper, die aber durch Medikamente abgemildert werden kann. „Es ist unheimlich wichtig, dass ich sie regelmäßig einnehme“, sagt der 56-Jährige.
Tischtennis tue ihm gut, die „Ping Pong Parkinson“-Szene sei wie eine Art Selbsthilfegruppe. Die Gespräche drehten sich bei den Treffen aber nicht um die Erkrankung. „Wichtig ist, dass auch die Angehörigen bei den Turnieren dabei sind“, sagt Lars Rokitta. Er selbst fing vor über etwas einem Jahr nach jahrzehntelanger Pause mit dem schnellen Ballsport wieder an. Beim TSV Eystrup bildete sich eine Trainingsgruppe um ihn, die immer dienstags um 18.30 Uhr zusammenkommt. Im April organisierte er ein großes Turnier für Parkinson-Betroffene im Landkreis Nienburg durch.
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