Ein Hut aus Indien und unvergessliche Eindrücke
6100 Starter bei den Tischtennis-Weltmeisterschaften der Senioren in Rom – ein Erlebnis auch für einige Teilnehmer aus dem Landkreis
Rom / Vahrendorf
| TTVN | Ralf Koenecke
Während die meisten aktiven Tischtennisspieler derzeit noch in der Sommerpause verweilen, startete das Ehepaar Andreas und Anika Henke sowie Konstantin Weidlich kürzlich bei einem Turnier der Superlative: 6100 Starter aus 109 Nation suchten kürzlich in Rom die Titelträger bei den Weltmeisterschaften (WM) der Tischtennis-Senioren. Eine Qualifikation für diese Veranstaltung war nicht erforderlich, eine rechtzeitige Anmeldung schon. Bereits im Oktober 2023 meldeten sich die beiden Akteure des TV Vahrendorf und die Spielerin des TuS Fleestedt bei der WM an. War das maximale Teilnehmerfeld erreicht, blieb eine Nachmeldung ausgeschlossen.
Der Anreisetag verlief holprig. Der öffentliche Dienst streikte in Italien. Am Flughafen einen engagierten Taxifahrer zu finden, der das Tischtennis-Trio zum Hotel chauffierte, kostete die erste Energie. Auch an diesem ersten Tag der WM stand am Abend noch die Eröffnungsfeier an. Kreativ gestaltete rund 90 Minuten, sportlich von Vorführungen mit Tischtennisbezug von vielen Kindergruppen tänzerisch dargestellt und zwischendurch von klassischer Musik untermalt, verliefen kurzweilig. Die Teilnehmer aller Nationen wurden verlesen. „Auf der Tribüne waren die Südkoreaner und auch die Polen am lautesten zu hören und so wohl auch mit vielen Startern vertreten“, behielt Andreas Henke in Erinnerung.
Eine Woche Tischtennis am Stück mit besonderem Erlebnispotential starteten für die drei Landkreis-Cracks, die alle in der Altersklasse (AK) 45 aufschlugen am Montag mit den Gruppenspielen im Einzel. Die Ränge eins und zwei erreichten die Play-Offs im Hauptfeld, die Dritt- und Viertplatzierten spielten danach in der K.-o.-Runde der Trostrunde weiter. Auch im Doppel und Mixed fand dieser Modus Anwendung. Über 6000 Oldies gingen in fünf Messehallen der Fiera di Roma an rund 300 Platten an den Start. Die Koordination der Spieler an den richtigen Tisch wurde per SMS auf das Handy des jeweiligen Akteurs gesendet. Auch in der technischen Organisation waren diese Wettkämpfe vom Können der Durchführer eine Herausforderung, die phantastisch gemeistert wurde. Anika Henke ebnete bereits im ersten Einzel den Weg zum Gruppensieg. Gegen die Italienerin Camela Castro biss sie sich beim 11:5, 8:11, 9:11, 12:10, 11:9 hauchdünn durch. Nach zwei weiteren Siegen, jeweils deutlich in Durchgang Nummer drei gegen Cédrine Martinez aus Frankreich und der Kolumbianerin Lina Maria Acevedo Diaz war das erste Zwischenziel erreicht. Auch Andreas Henke und Konstantin Weidlich setzten sich in ihren Gruppen durch, jeweils als Zweitplatzierte. In jeweils drei Sätzen gewann Weidlich gegen Andrea Abete (Italien) und gegen den Schweizer Iwan Burkhart. Gegen Shenol Ebazer aus Bulgarien verlor er zwischen den beiden Siegen. Andreas Henke stand nach dem kampflosen Match gegen den Portugiesen Jose da Silva und einem klaren Drei-Satz-Sieg gegen Henric Örneland (Schweden) im Hauptfeld. Da war die Niederlage im abschließenden Gruppenspiel gegen Stefano Tomasini aus Italien leicht zu verschmerzen. Mixed und Doppel folgten am Dienstag und das Trio blieb in der Erfolgsspur: Das Mixed Henke/Henke landete mit 2:1-Siegen ebenso in der Hauptrunde, wie die beiden deutschen Doppel. Andreas Henke und Konstantin Weidlich behielten mit drei Siegen eine weiße Weste. Das schaffte auch Anika Henke an der Seite der Braunschweigerin Ivonne Köpper. Der spielfreie Mittwoch wurde zum Sightseeing genutzt. Ein langer Tag mit Besuchen des Kolosseums und des Petersdoms hinterließ am Folgetag noch Spuren. Im Einzel unterlag das Trio jeweils in der ersten Play-Off-Runde. Anika Henke gratulierte der Inderin Anjana Rao im Vergleich der letzten 32 Damen der AK 45, Andreas Henke gewann immerhin einen Satz im 1/128-Finale gegen den Italiener Dario Semita. Für Konstantin Weidlich hieß die sportliche Endstation Giovanni Maria Falcucci aus dem Land des Gastgebers. Am Folgetag verabschiedeten sich Henke/Weidlich gegen die Slowaken Mello/Néma in der Runde der letzten 64 aus dem Doppelwettbewerb. Anika Henke erreichte mit Ivonne Köpper das Sechszehntelfinale und unterlag dort dem ungarischen Duo Farkas/Partaki. Auch im Mixed war am Abend des gleichen Tages Schluss für das Ehepaar Henke. Gegen die sympathischen Indonesier Kian Hwa Chua und Hui Ping Mabel Ang war sportlich nichts zu holen. Viele Eindrücke nahm das Trio mit auf die Heimreise. Bei der größten Tischtennis-Senioren-WM aller Zeiten, die 1982 erstmals ausgetragen wurde, bekam man innerhalb einer Woche auch seine eigenen Sportkollegen aus dem eigenen Landkreis kaum zu sehen. Denn die beiden Meckelfelder Andreas Thaysen und Gerhard Lagemann, die dort in der AK 70 starteten, sahen sie kaum. Ein schönes, ungeschriebenes Gesetz wurde auch bei diesen Titelkämpfen angewandt. Das Austauschen von Gastgeschenken vor dem Spiel bereicherte das Zwischenmenschliche. So gab es eine Landkarte aus Slowenien, einen Hut aus Indien oder den Klassiker: Einen Schlüsselanhänger.
Die vielleicht größte Überraschung realisierte das Trio in heimatlichen Gefilden. Die Vahrendorfer, die einen eigenen You-Tube-Kanal betreiben, hatten bisher insgesamt 1000 Aufrufe. Nach der WM schnellte der Wert auf 21000 hoch. So bleibt diese WM, von allen Seiten betrachtet, eine unvergessliche.
-Ralf Koenecke-
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