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Bildung  

VTK 2025 in Hannover: Familienausflug, Rekordteilnahme und Fokus auf mentale Stärke und Disziplin im Tischtennis

Der Vereins- und Trainerkongress des TTVN lockte 195 Teilnehmende in die Akademie des Sports in Hannover.

| TTVN

Disziplin als Stärke erleben: Ursula Günster-Schöning zeigte beim Vereins- und Trainerkongress wie Trainerinnen und Trainer Kindern Orientierung geben können. ©Stephan Hartung

Es war so etwas wie ein kleiner Ausflug als Familie. Nämlich als Tischtennis-Familie. „Ich finde diese Veranstaltung ganz toll. Mir gefällt die Vielfalt der Themen“, sagt Heinz-Hermann Buse. Er ist beim Elsflether TB der Leiter der Abteilung Tischtennis und zudem Vorsitzender des Hauptvereins - und hat nun den Vereins- und Trainerkongress (VTK) des Tischtennis-Verbands Niedersachsen (TTVN) besucht. Er verlängert an diesem Wochenende in der Akademie des Sports in Hannover seine C-Lizenz. Das gilt auch für seine Frau, seinen Schwager und seine Tochter. Sein Schwiegersohn ist auch dabei, kümmert sich aber nur um das kleine Baby, das also das Enkelkind von Heinz-Hermann Buse ist. „Und er spielt ja auch nur hobbymäßig Tischtennis“, sagt Buse über seinen Schwiegersohn und lacht.

Die Stimmung ist also gut beim VTK, den der TTVN seit 2009 ausrichtet. Die 2025er Auflage hatte mit 195 Teilnehmenden eine neue Rekordzahl. Darunter befanden sich neben den zahlreichen Referentinnen und Referenten, vorwiegend aber Trainerinnen und Trainer, Betreuerinnen und Betreuer sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Vereinen. Der VTK wurde genutzt als Fortbildung für die C-Lizenz, was teilweise auch als Tagesveranstaltung möglich war plus den Erhalt von vier zusätzlichen Aufgaben zur Erledigung im E-Learning zu Hause. Außerdem nutzen viele Teilnehmenden den VTK zur Auffrischung ihrer Lizenzen im B-Leistungssport und P-Gesundheitssport, wofür das gesamte Wochenende in Präsenz nötig war.

Apropos gesamtes Wochenende: Insgesamt gab es 49 Workshops, sieben von ihnen wurden pro Zeitblock parallel angeboten. Erstmals beim VTK dabei war Ping-Pong-Parkinson, dafür gab es gleich vier Workshops mit dem Referenten-Duo Doris Simon-Keller und Thorsten Boomhuis. Das Thema Parkinson und Tischtennis sorgt für ein immer größer werdendes Interesse - wie auch der TTVN bemerkt hat. Dort fand im März ein Seminar statt, wie Vereine Parkinson-Tischtennis bei sich im Verein anbieten können. Der Kurs war bei 22 Personen in Windeseile ausgebucht. Im September 2026 findet in Hannover die Parkinson-Weltmeisterschaft statt.

Der Schwerpunkt beim VTK lag auf mentalen Komponenten. „Die mentale Stärke ist im Tischtennis ein großes Thema. Wir haben beispielsweise Übungen zur Beruhigung und zum Stressabbau im Programm. Das kommt bei den Trainerinnen und Trainern gut an, sie können das bewusst in ihre Vereine mitnehmen“, sagt Sarah Falczyk, verantwortlich für die Lehrarbeit beim TTVN und auch für die Programmgestaltung des Kongresses. Dabei war es eine Herausforderung, ein ausgewogenes Programm aufzusetzen angesichts der Tatsache, dass in der Akademie des Sports nur eine Sporthalle zur Verfügung stand. „Daher hatten wir immer vier Hörsaal-Themen dabei - und haben das genutzt, indem wir Schwerpunkte setzen, wie man im Tischtennis Drucksituationen abfedert.“

Und weil Kopfsache, innere Konflikte und damit auch die Disziplin zum Tischtennis und zur Vereinsarbeit gehören, passte als zentrale Veranstaltung des VTK auch der Impulsvortrag „Disziplin - Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts“ von Ursula Günster-Schöning ganz prima. Die Referentin ist Expertin für frühkindliche Bildung und Kita-Führung. Sie hat außerdem ein hohes Wissen in den Bereichen Organisations- und Teamentwicklung sowie Leistungscoaching, arbeitet auch als Buchautorin.

Was zunächst klar ist: Das Thema Disziplin hat sich verändert. „Das ist anders als noch vor 15 Jahren“, sagt Günster-Schöning, die außer ihrer Erfahrung mit Eltern und Kindern auch einen Tischtennis-Bezug hat: Sie ist die Schwester von TTVN-Landestrainerin Christiane Praedel. „Darüber sprechen wir viel, wie das heutzutage alles wahrgenommen wird.“

Der Grundsatz von Ursula Günster-Schöning: Hinter jedem Verhalten von einem Kind steht immer ein guter Grund. „Die machen das nicht, um euch zu ärgern. Es gibt immer einen Grund, warum Kinder komisch sind - das ist übrigens bei Erwachsenen nicht anders. Die sind auch manchmal komisch“, sagt die Referentin - und bringt damit die rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörer im Toto-Lotto-Saal zum Schmunzeln. Ohnehin gelingt es ihr, durch eine Mischung aus Informationen und Auflockerung, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

So auch damit: „Es gibt vier Persönlichkeits-Typen, die in jeder Kita, jeder Schule und auch bei euch im Verein vorkommen“, sagt sie - und zeigt vier Tierbilder auf der Leinwand im Saal. Ein Schaf, ein Wolf, ein Eichhörnchen und ein Kakadu. Schafe stehen für Treue und Hilfsbereitschaft, Wölfe für Lautstärke und die Liebe zum Wettkampf, der Kakadu für buntes Auftreten und gemeinsame Aktionen in der Gruppe. Und das Eichhörnchen? „Es ist emsig und fleißig, will Lob und Rückmeldung haben - stellt dem Trainer auch gern die Ballkiste hin.“ Aber es agiert allein und scheu. Ursula Günster-Schöning wendet sich mit einem Schmunzeln in Richtung Publikum: „Oder habt ihr schonmal im Wald eine Gruppe von zehn Eichhörnchen gesehen, die Nüsse sammeln?“ Gelächter im Saal.

Was aber nun tun bei Konfliktsituationen mit einem Kind, das durch sein Verhalten eine Kommunikation haben möchte? „Wenn Stress im Gehirn ist, reagieren wir mit Stress, Rückzug oder Flucht. Dann macht es keinen Sinn, mit Kindern etwas zu klären und auf deren Konfliktangebot einzugehen.“ Mehr Sinn macht laut der Expertin, nach deren Meinung es bei Machtkämpfen mit einem Kind nur Verlierer gibt, anders zu reagieren: Verständnis zeigen und es später in Ruhe klären im Sinne von „Verstehen statt Machtkampf“, Wiederholung statt Bestrafen nach dem Motto „Wir versuchen das nochmal“, Sicherheit geben statt Eskalation, Präsenz und Klarheit, Beziehung vor Erziehung. 

Klar ist aber auch, dass der Erwachsene vorangehen und Verantwortung übernehmen muss. „Die Kinder wollen das haben“, sagt die Referentin und gibt den Zuhörerinnen und Zuhörern mit auf den Weg: „Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist - also niemals in den Konflikt gehen, wenn das Kind noch heiß ist.“ Und ein wichtiger Faktor ist natürlich die Beziehung und das Miteinander, was im Vordergrund stehen sollte. „Von ihrem sozialen Verhalten werden die Kinder dann so, dass sie alles für euch tun, wenn sie sich zugehörig fühlen. Das wirkt sich auch auf euer Training aus.“ Und das ist doch eine gute Perspektive für alle VTK-Teilnehmenden.

Hier geht es zur Bildergalerie vom Wochenende.

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