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Wie spielen wir Tischtennis im Jahr 2035? Der TTVN läutet die Zukunft ein
Nein, es ist noch nicht wieder Weihnachten. Alle sind jedoch aufmerksam und gespannt, wenn er mit dem Glöckchen klingelt und den nächsten Diskussionspunkt eröffnet oder eine Pause beendet. John Webb ist der Leiter der Zukunftskonferenz des Tischtennis-Verbands Niedersachsen (TTVN). „Tischtennis in Niedersachsen 2035“ lautet das Thema in der Akademie des Sports in Hannover. 80 Teilnehmende formulieren ihre Visionen, sprechen aber auch sich abzeichnende Probleme an. Wie sehen die Sportart und der Verband zur Mitte des nächsten Jahrzehnts aus? Während des dreitätigen Workshops darf also auch ein bisschen geträumt werden.
| TTVN | Stephan Hartung
Das gilt aber auch für den Moderator selbst. „Ich bin um 4 Uhr morgens aufgewacht, hatte vom zweiten Tag der Veranstaltung geträumt“, erzählt Webb und lacht. Der Amerikaner ist zwar ein alter Hase auf dem Gebiet solcher Konferenzen. „Aber es gehen einem doch so viele Gedanken durch den Kopf – vor allem, ob wir genauso schnell fertig werden wie am ersten Tag.“
Webb ist 71 Jahre alt. Pulli in Blauton mit V-Ausschnitt und Oberhemd. Der Amerikaner ist Freiberufler und lebt seit 1975 in Berlin. Zu seinen hauptsächlichen Dienstleistungen zählen zwar Beratungen von Berufsaussteigern. Seit 1998 bietet er aber außer im Auftrag für Sportverbände auch für Schulen, Firmen, Gewerkschaften und Bundeswirtschaftsministerium Konferenzen an, um diesen Einrichtungen bei deren Entwicklung zu helfen.
Dass der Zeitplan eingehalten und teilweise nicht komplett ausgereizt wurde, lag aber nicht daran, dass Webb mit seinem Glöckchen den geistigen Austausch der Teilnehmenden unterbrochen oder verkürzt hat. „Es sind tolle Gruppen, die super mitmachen und viele spannende Ansätze haben – und damit ja viel mehr arbeiten als ich“, lobt Webb und lächelt, dessen Enthusiasmus im Toto-Lotto-Saal zu spüren ist. Immer wieder überschlägt sich seine Stimme, während er moderiert. Dazu gehört auch dieser Hinweis in die große Runde: „Wir spielen hier mit den Gedanken: Was hätten wir gern? Was wäre toll? Kein Schwein weiß, was 2035 sein wird.“
Die Teilnehmenden kommen aus den unterschiedlichsten Ebenen – zwar alle mit Tischtennis-Bezug, aber aus den Bereichen Spieler, Trainer, Funktionäre, Lehrkräfte, Sportjugend oder Geschäftsstelle sowie Präsidium des TTVN. Und wenn man an die Zukunft denkt, dann muss vielleicht auch der Trend der aktuellen Zeit beachtet werden. „Vielleicht sollte man auch Tischtennis-Tische in Outdoor-Bereichen oder in Kneipen anbieten, damit man mehr Leute erreicht“, sagt Anna Dylinger.
Zu den Menschen gehen, sie abholen – das ist ein Ansatz, der vielfach genannt wird. Aus Sicht der Trainerinnen und Trainer berichtet Raian Breuckmann davon, „dass wir uns bislang in den Schulen auf die falschen Jahrgänge konzentriert haben, um Kinder von Tischtennis zu begeistern und für die Vereine zu gewinnen.“ Die dritte Klasse sei zu spät, gerade wenn Fußball eine große Konkurrenz ist. „Wir müssen in die Jahrgänge eins und zwei.“ Denn Mitglieder sind ein großes Thema. „Die Anzahl der Spielberechtigungen geht zurück. Wir finanzieren uns traditionell – sind also in einer Art Teufelskreis, denn wir wollen natürlich weiter Aktionen anbieten und finanzieren“, sagt TTVN-Geschäftsführer Markus Söhngen, der sich bei seinem Präsidium („Für den Mut, diese Veranstaltung durchzuführen)“ und für die interne Steuerungsgruppe („Für die Vorbereitung der Konferenz“) bedankte.
Wie der Spagat zwischen Tischtennis im bislang klassischen System und neuen Trends gelingen kann, berichtet Maik Garre. „Das klappt wunderbar. Es schließt sich nichts aus“, sagt der Gründer des Projekts „Delfin TT Gang 30451“. Auf Steinplatten im hannoverschen Stadtteil Linden, der die Postleitzahl 30451 hat, können Interessierte Matches austragen und sich dafür über eine Online-Plattform verabreden. Garre, der das Paradebeispiel für den bunten Mix unter den Teilnehmenden ist, berichtet mit einem Augenzwinkern „von Tischtennis als meine Leidenschaft, ich lebe da in einer Parallelwelt“. In der Corona-Zeit hat er die TT Gang gegründet, der 250 Interessierte angehören. Teil davon sind auch Spieler der SG Limmer, in der Garre Jugendwart und Jugendtrainer ist. „Ich sehe uns als Indoor-Outdoor-Verein. In der Praxis ist die Verknüpfung also möglich.“
Am 27. April treffen sich die Teilnehmenden wieder. Idealerweise können dann Projektgruppen, die sich während der von der Videojournalistin Desireé Schiller begleiteten Konferenz zu Themen wie „Tischtennis in Schule & Kita“ „Ausbau Gesundheitssport“, „Jugend als Impulsgeber“, „Aus- und Fortbildung von Trainer“ oder „Unterstützung Ehrenamt durch das Hauptamt“ bereits gebildet und erste Ideen gesammelt haben, dann schon von ersten Umsetzungen in der Praxis berichten. John Webb ist dann auch wieder dabei, er wird dann das sogenannte „Follow-Up-Treffen“ mit dem Glöckchen einläuten.
Eine Bildergalerie und Dokumentation von der Veranstaltung folgen in den kommenden Tagen.
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