Auf letzter Rille zu Einzel-Silber
Frank Sternal gewinnt bei Senioren-DM Bronze im Mixed, Silber im Einzel und Doppel mit Christian Johnen – Johanna Niepel schafft Sprung ins Viertelfinale
Erfurt

Seine Angriffspower blieb bis zum letzten Tropfen Superbenzin auf Hochtouren, auch wenn am Ende des dritten Wettkampftages fast alles wehtat und jeder Schmetterschlag nicht nur zur sprichwörtlichen Qual wurde. Frank Sternal untermauerte bei den 46. Deutschen Meisterschaften (DM) der Senioren, erneut das, was jeder Insider schon lange weiß. Er ist und bleibt der stärkste Tischtennisspieler aller Zeiten aus dem Landkreis Harburg. Bei den Wettkämpfen im thüringischen Erfurt sammelte das Moisburger Tischtennis-Ass insgesamt drei Medaillen ein.

Beim größten Tischtennis-Spektakel, den TT-Finals, starteten am Pfingstwochenende fast 1000 Aktive. Neben den DM der Damen und Herren, der Leistungsklassen, der Jugend 15 und 19, gingen auch erstmals die Senioren zeitgleich an den Start. Den ersten Eindruck beim Betreten der Messehallen beschrieb der Hittfelder Andreas Raeder, der vergeblich als erster Nachrücker in der Altersklasse (AK) 55 auf einen Startplatz hoffte, so: „Es ist eine Atmosphäre, wie im Hamburger Volksparkstadion…“

Für die drei Kreisvertreter und alle anderen Teilnehmer der insgesamt zehn Altersklassen (AK) begann der erste Wettkampftag mit den Gruppenspielen im Einzel und den Mixed-Klassen. Bereits am Sonnabendvormittag ging es für die älteren Jahrgänge in die Wettbewerbe. Johanna Niepel (TSC Steinbeck-Meilsen), erstmals in der AK 70 am Start, unterlag zum Auftakt Manuela Ulrich (SV Fortschritt Altentreptow) aus Mecklenburg-Vorpommern im Entscheidungssatz. Doch die70 jährige Steinbeckerin, mit der langen Noppe auf der Rückhand und dem glatten Vorhandbelag fightete. Nach einem Vier-Satz-Sieg über Monika Otto (TB Groß-Ösinghausen), einer klassischen Abwehrspielerin vom Westdeutschen Tischtennis-Verband, gegen die sie vor zwei Jahren bei der DM auch während der Gruppenphase gewann und einem weiteren Sieg über Lilija Dietterle (SV Dresden-Mitte 1950) war sie durch. Mit 2:1 Spielen und der besten Satzdifferenz holte sie sogar noch Gruppenplatz eins. In der K.o.-Runde unterlag sie Brunhilde Lorenczius vom TSV Kusey aus Sachsen-Anhalt und erreichte so das Viertelfinale, ihr persönlich bestes Einzelergebnis bei einer Senioren-DM. Auch im Doppel, an der Seite von Irmgard Neumann (TV Apen) und mit Michael Itzen (TV Sottrum) aus dem Kreis Rotenburg-Wümme erreichte sie die Runde der letzten acht.

In der AK 45 mischte das Duo des MTV Moisburg, Christian Johnen und Frank Sternal die Konkurrenzen auf. Johnen verkaufte sich bei seiner ersten DM-Teilnahme außerordentlich gut. Fast hätte er den Sprung in die Hauptrunde im Einzel geschafft. Nach der Vier-Satz-Niederlage gegen Jobst Lückel (TSV Wünsdorf) aus Brandenburg lag noch alles drin. Gegen den späteren Gruppensieger Jochen Burt (TTC Mühlhausen) aus Baden-Württemberg unterlag Johnen erst im Entscheidungssatz mit 11:13. Die Tür zum Hauptrundeneinzug blieb damit geschlossen, der Sieg gegen den Pfälzer Daniel Stucky vom TTC Brücken rundete die Gruppenphase für ihn persönlich ab. Frank Sternal sah in seiner Gruppe B starke Konkurrenz auf der anderen Seite des Tisches, die alle vergleichbar waren mit einem Dennis Lau aus Marklohe, den der Moisburger im Finale der Landesmeisterschaft bezwang. Dem 3:1-Sieg über Björn Baumann aus Oberhausen folgte ein weiterer Erfolg über Sven Schaub aus Erlangen, der einen Satz kürzer dauerte. Nach der 2:0-Satzführung im letzten Gruppenmatch Roman Bleck (TTC Neckar-Zaber) folgte eine ungewollte innere Sternal-Auszeit. Der Moisburger hatte zu diesem Zeitpunkt die K.o.-Runde erreicht. Im Entscheidungssatz hieß es dann aber 11:8 für das MTV-Tischtennis-Ass.

Der Mixed-Wettbewerb, am ersten Turniertag begonnen, endete tags darauf. Für Christian Johnen war an der Seite von Barbara Wagner (SV Grün-Weiß Mühlen) im Achtelfinale Schluss. Frank Sternal sicherte hier die erste Medaille. Zusammen mit Silke Stieglitz (TSV Watenbüttel) schafften sie es bis ins Halbfinale und wurden am Ende mit dem 3. Platz belohnt.

Im Doppelwettbewerb gab es für das Duo, Sternal/Johnen eine Platzierung, die keiner von beiden erwartet hatte, bei diesem starken Teilnehmerfeld. Runde um Runde bahnten sie sich den Weg ins Finale, Auch in der Vorschlussrunde, beim 12:10, 11:9, 11:7 gegen Horst Geyer aus Langenselbold und Alexander Krenz von Eintracht Frankfurt, gaben sie keinen Satz ab. Nach verlorenem erstem Durchgang im Finale gegen Weber/Kleffel (beide Oberalster VfW), gab es von einem weiteren Moisburger, Carsten Kops, aufmunternde Worte: „Komm auf!“ Das MTV-Duo meldete sich zurück in diesem Top-Finale, mit einer 2:1-Satzführung: „Es fühlte sich gut an, aber wir waren noch nicht durch“. Die Vorahnung des Frank Sternal bestätigte sich bei Spielende. Auch nach der Finalniederlage der Moisburger, die mit einem 7:11, 11:7, 11:9, 6:11, 6:11 endete, blieb das Abklatschen mit den Deutschen Doppelmeistern freundschaftlich.

Im Einzel blieb Frank Sternal auf diesem Top Niveau. Horst Geyer, der ihm im Doppel schon gegenüberstand, ließ er im Achtelfinale hinter sich. Eine weiter hochsportliche Veranstaltung wartete im Viertelfinale, mit nostalgischem Hintergrund. Zusammen mit Florian Kaindl (TSV Hohenpeißenberg) bildete Sternal 1993 ein Doppel bei der Jugend-DM in Kleinostheim. Dort wurden die beiden gemeinsam Vizemeister. Der Bayer haute drei Sätze lang drauf und gewann doch keinen. Beim Match zimmerte der Moisburger die Kugel sechsmal hintereinander auf den Tisch, bis sie nicht mehr zurückkam. An der Seite fieberten die Kinder Beider mit und bissen vor Anspannung fast in die Bande.

Im Halbfinale gegen Gerrit Weber (Oberalster VfW) ging es an alle machbaren Sternal-Grenzen. Bei 1:2-Satzrückstand hieß es zunächst 4:0 für ihn und dann 4:10 … alles schien vorbei. Die konzentrierte Aufholjagd blieb ohne Fehler des Moisburgers, der tatsächlich diesen Satz mit 13:11 gewann. Im fünften blieb es weiter ganz eng. Die 10:9-Sternal-Führung glich Weber nochmal aus. Beim Matchball donnerte der Moisburger die Vorhand diagonal auf den Tisch und gewann – Endspiel…

Nur 10 Minuten Pause blieben zum Luftschnappen. Dann ging es gegen den Topgesetzten Kai Enno Kleffel, dem Teamkollegen von Gerrit Weber in der Oberliga-Mannschaft. Für Sternal war es das fünfzehnte Match in drei Tagen. Er fightete und pumpte beim Luftholen deutlich. Nach 1:1 Sätzen wirkte der Hamburger frischer, der die 2:1-Führung herausholte. Doch der 48jährige Moisburger mit der Startnummer 447 griff bei 8:5-Führung nach dem fünften Satz, der ausblieb. Beim Matchball flog der Kleffel-Vorhandball direkt auf seinen Körper und das Finale war entschieden. Frank Sternal beendete diese DM mit der Vizemeisterschaft im Einzel, seinem persönlichen Medaillenregen und alles mit dem letzten physischen Einsatz.

-Ralf Koenecke-